Zum Titel
Der Essay „Mauerpfeffer“ von Nataša Kramberger wurde 2023 im Verbrecher Verlag veröffentlicht. Das Buch ist ein Hardcover und umfasst 125 Seiten. Der Text wurde von Liza Linde aus dem Slowenischen übersetzt.
Zum Inhalt
Die Publizistin, Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin Nataša Kramberger bewirtschaftet seit 2016 einen Bauernhof in Slowenien, sie baut Getreide, Obst und Wein an. Wie es genau dazu kam, erfahren wir in „Mauerpfeffer“, einem Plädoyer für nachhaltige Strategien in der Landwirtschaft, für den Einklang mit der Natur. Sie erzählt vom Klimawandel, den sie hautnah miterlebt und von Begegnungen mit anderen Landwirten der Umgebung.
Rezension
Kennt ihr den Aussaatkalender nach Maria Thun? 2024 erschien er zum 62. Mal und ist eine Anleitung, wann was gepflanzt werden sollte, damit es am besten gedeiht. Doch was einst Orientierung bot, ruft Nataša Kramberger in tiefe Ratlosigkeit hervor - der Kalender stimmt nicht mehr. Die Natur ist vom Plan, auf den man sich verlassen kann, abgewichen. Was gibt einem nun noch Halt?
Dieses kleine, schmale, froschgrüne Buch ist ein absolutes Highlight. Die sogenannten Bauernproteste haben die Landwirtschaft in verschiedener Hinsicht ins Gespräch gebracht, dazu gehört natürlich, dass der Beruf rentabel sein muss, aber auch der Klimawandel ist immer wieder Thema, einerseits, wo Landwirtschaft dem Klima schadet, aber auch, dass die Landwirtschaft leidtragend ist und die fortschreitenden Folgen Jahr für Jahr beobachten kann.
Die Autorin hat eine ganz zauberhafte, verwunschene Sprache, melodisch und seltsam anrührend. Sie findet Worte für das, was auf den Feldern und in den Wäldern passiert, die im Kopf zu Bildern werden, zu unvergesslichen Bildern. Naturkatastrophen sind es, die sich abspielen, nur wenige Orte entfernt, die erst einigen Menschen die Lebensgrundlage entziehen und für uns alle eine Nahrungsmittelknappheit bedeuten können. Auch auf ihren Feldern. Mit viel Hintergrundwissen versteht es die Autorin, zu überzeugen, ihre Argumente liegen auf der Hand. Die Art, wie sie sie formuliert, ist allerdings nicht wissenschaftlich-präzise sondern leidenschaftlich-melancholisch. Auch das eine oder andere märchenhafte gehört dazu. Der Text ist unglaublich einnehmend und übte eine große Anziehungskraft auf mich aus. Es ist gleichzeitig ein Roman, ein Sachbuch und biografischer Essay. Und an Aktualität kaum zu übertreffen, geht es doch beim Thema Landwirtschaft um so viel, regional wie global. Daher lohnt sich dieser philosophische Blick auf die Umbrüche, die kleinen und großen Katastrophen, die Hoffnungs- und Ratlosigkeit, aber auch die Traurigkeit, die viele Landwirte und Landwirtinnen dieser Tage nicht zur Ruhe kommen lässt.Der Rückblick Nataša Krambergers auf sieben Erntezyklen und den Wandel allein in diesen wenigen Jahren ist erschütternd, ihre Verzweiflung spürbar. Ein ganz großer Text, der berührt und den ich einfach jeder und jedem – allen voran dem Landwirtschaftsminister – sehr ans Herz lege.
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