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AutorenbildJulia Moldenhauer

Ruhig - Menschlich - Verwoben



Zum Titel


Der Roman „Südfall“ von Florian Knöppler erschien im Herbst 2023 im Pendragon Verlag. Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen und umfasst 243 Seiten.



Zum Inhalt


Das Flugzeug des Engländers Dave wird während des Zweiten Weltkrieges im Wattenmeer kurz vor der deutschen Küste abgeschossen. Eine nicht sehr gesprächige Frau, die man die Halliggräfin nennt, rettet ihn vor der Flut, führt ihn auf die kleine Insel Südfall und bietet ihm Unterschlupf. Besser wäre es, zunächst versteckt zu bleiben, doch Dave hat zu Hause etwas zu erledigen, er muss die Beziehung zu seiner Freundin klären, denn er ist sich seiner Gefühle nicht ganz klar. Und so zieht er weiter Richtung Festland und plant, über Dänemark zurück über das Meer nach England zu gelangen. Unterwegs begegnet er verschiedenen Menschen, die ihm selbstlos Hilfe anbieten, trotz, dass er ein Feind ist. Und Dave, der gut Deutsch spricht, gibt auf seine Art etwas zurück.



Rezension


Die Nordsee und mich verbindet eine große Liebe. Bücher, die dort verortet sind, haben dadurch allerdings nicht direkt einen Stein im Brett, vielmehr ist es so, dass ich ein besonderes Gefühl erwarte. Die Gegend um Südfall, Husum, bis hoch nach

Tønder und Esbjerg kenne ich gut, es ist wie eine zweite Heimat und große Sehnsucht befällt mich schon allein, wenn ich die Namen der Städte und Inseln höre.

Florian Knöpplers Geschichte spielt 1944, für Deutschlands Truppen sieht es nicht gut aus, in jeder Familie sind Verluste zu beklagen, teils weiß man gar nicht genau, ob Bruder, Sohn oder Ehemann noch am Leben sind. Und doch sind die Menschen, die plötzlich einem Feind gegenüberstehen, in erster Linie Menschen und Dave ein Mitmensch, jemand, der Hilfe braucht. Die, die ihm auf seinem Weg begegnen, wünschen sich das Ende des Krieges herbei, sie wünschen sich Frieden, Patriotismus und Vaterlandsliebe liegen ihnen fern. Schon mit wenigen Sätzen vermag es der Autor, die Charaktere vor meinem geistigen Auge auferstehen zu lassen, ob das Äußerlichkeiten sind, die Beziehungen zueinander, ihre Gedanken und Ziele, was sie in ihrem Alltag umtreibt, das alles erfahre ich nebenbei aus den Zusammenhängen, aus Nebensätzen, aus Daves Schlussfolgerunge. Sympathisch sind die Figuren und mit Ecken und Kanten. Die Halliggräfin von Südfall hat es sogar tatsächlich gegeben, eine wunderliche Adlige soll sie gewesen sein. In Florian Knöpplers Roman ist sie eine der Helfenden, damit ein Mann, der eigentlich Tierarzt ist und sich den Krieg nicht ausgesucht hat, wieder gesund nach Hause kommt.

Ich finde es erstaunlich, wie viel ich über alle Personen erfahre, wie alles zusammengehört, wie ruhig und sanft der Erzählton ist, wie angenehm und behütet sich dieses Buch lesen lässt, ich habe mich richtig wohl gefühlt beim Lesen. Dass Dave immer wieder an so wunderbare Menschen gerät. Hinzu kommt, dass der Roman sehr schön die Stimmung an der Nordsee einfängt, den Wind, das Meer, den Schlick, die Deiche… Alles drin im Buch. Man sollte Bücher womöglich nicht vergleichen, erst recht nicht, wenn sie thematisch nicht unbedingt vergleichbar sind, und doch habe ich eine große Enttäuschung erlebt, als mir ein Buch im Titel die See versprach und ich sie weder sehen noch hören oder fühlen konnte. Florian Knöppler hat die Sehnsucht, die das Cover unweigerlich weckt, mit seinen Sätzen beruhigen können, die Atmosphäre in „Südfall“ ist voller Meersalz in den Haaren und Sand unter den Fingern, ein rundum gelungenes Buch.



Zum Verlag


Der Pendragon Verlag ist ein unabhängiger Verlag aus Bielefeld, der 1981 gegründet wurde. Zu Beginn lag der Programmschwerpunkt auf Prosa und Lyrik, heute hauptsächlich auf amerikanischer und deutscher Kriminalliteratur, aber auch ausgewählte belletristische Werke der Gegenwartsliteratur. Zum Verlagskonzept gehört unter anderem, in den veröffentlichten Büchern Inhalte aus unterschiedlichen Epochen der deutschen Geschichte zu thematisieren.

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