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  • AutorenbildJulia Moldenhauer

Feministisch - Aufklärend - Gläubig



Zum Titel

 

Der Roman „Bible Bad Ass“ von Edith Löhle wurde 2024 im Leykam Verlag veröffentlicht. Das Buch umfasst 282 Seiten.

Meine Ausgabe ist aus der 1. Auflage, ist ein Hardcover ohne Schutzumschlag, geziert von einem Lesebändchen und aufwendigem Buchschnitt, sowie farblich passendem Vorsatzpapier.

 

 

Zum Inhalt

 

Klara ist Redakteurin eines Frauenmagazins, doch da ihr Chef ein Mann ist, müssen feministische Inhalte immer wieder gerechtfertigt und verhandelt werden, vieles fällt dabei unter den Tisch. Sowieso schon erschöpft vom Alltagssexismus platzt ihr letztendlich der Kragen, als ein ihr wichtiger Artikel bis zur Unkenntlichkeit verändert veröffentlicht werden soll. In ihrer Verzweiflung und Wut über die Ungerechtigkeiten denen Frauen noch heute ausgesetzt sind, bekommt sie unerwartet Hilfe aus der Vergangenheit. Sie wird einer Chatgruppe hinzugefügt, in denen niemand Geringeres als die Frauen aus der Bibel Kontakt zu ihr aufnehmen.

 

 

Rezension

 

Die Journalistin und Autorin Edith Löhle hat ein großartiges Romandebüt geschrieben. Die Idee an sich hörte sich direkt originell an, jedoch befürchtete ich zunächst – auch noch während der ersten Seiten der Lektüre – es könnte mir zu aggressiv feministisch sein, zu plakativ gegen die Kirche wettern und undifferenziert auf Konfrontation aus sein. Ich wurde eines Besseren belehrt.

Das Buch betrachtet die Rolle der Frau im Christentum im Allgemeinen und die Rolle der Frau in der Bibel im Speziellen auf eine sehr nahbare Art. Die sehr gut recherchierten Tatsachen werden anschaulich und spannend verpackt - indem sie die betroffenen Frauen selbst erläutern! Maria Magdalena. Eva. Ruth. Deborah. Lilith. Maria. Und weitere. Diese Intime Perspektive verfehlt ihre Wirkung nicht. Ich bekam als Leserin aus erster Hand geschildert, wie jede einzelne von Ihnen gelebt und gefühlt hat, was ihr widerfahren ist. Das war so unglaublich interessant und auch erschütternd und verblüffend.

Sprachlich und stilistisch hat mir das Buch unglaublich gut gefallen, die Autorin versteht es, mit ruhiger Stimme starke Emotionen zu vermitteln. Kein Wort verfehlt seine Wirkung. Und lustig war es. Denn im Chat der biblischen Heldinnen geht es nicht anders zu als in unserer Familiengruppe, in denen meine Mutter, meine 2 Tanten, meine Cousine und ich manchmal auch aneinander vorbeireden, die Autokorrektur Sätzen einen völlig anderen Sinn gibt oder ein Emoji irgendwo dazwischen rutscht. Der Humor lockert sehr auf und so ist der Roman weniger kämpferisch-feministisch als handinhand-feministisch. Bestärkend, unterstützend, sich Halt gebend. Diese durchscheinende Positivity hat mir unglaublich gut gefallen.

Der Handlung in „Bible Bad Ass“ wird konsequent und kontinuierlich gefolgt, es lässt sich erstaunlich gleichmäßig und angenehm lesen, was ich mir zuvor nicht hätte vorstellen können. Ich hatte einen Roman erwartet, der mich sehr viel mehr fordern würde. Die Geschichte ist aber in diesem ganz besonderen Ton geschildert, mit diesen ganz besonderen Haupt- und Nebenfiguren, so dass ich zwar emotional beteiligt bin, jedoch nie negative Gefühle die Oberhand gewinnen. Man kann wütend werden und traurig und manchmal machtlos, und dennoch nie ohne Hoffnung.

Edith Löhle hat kein Buch gegen den religiösen Glauben geschrieben, denn Klara möchte gerne Halt finden im Christentum, sieht die Kraft die vom Glauben ausgehen kann. Die Bibel wird nicht als schlecht dargestellt, es fehlen nur ein paar wichtige Stellen. Die Geschichten der 14 Frauen, die sich im WhatsApp-Chat zu Wort melden, gehören dazu, ihre wahren Geschichten und die Anerkennung ihrer Bedeutung. Es geht der Autorin nicht um die Abkehr von Religion und Glauben, sondern um die Richtigstellung. Im Buch wird nicht gegen etwas argumentiert, immer nur für etwas, für ein Mehr, für ein Gemeinsam. Glaube soll uns miteinander verbinden und stärken.

 

Dieses Buch ist ein Highlight. Es hat meinen Horizont erweitert und am liebsten möchte ich es jeder Frau in die Hand geben, denn es hat, neben all den aufrüttelnden Tatsachen, eine ganz wichtige, wundervolle Botschaft: Frauen, seht einander.

 

 

Zum Verlag

 

Der im Jahr 1585 gegründete Leykam Verlag ist ein unabhängiger Verlag und der älteste Österreichs. Zum literarischen Programm gehören neben Belletristik, Sachbüchern und Titeln aus Wissenschaft und Pädagogik auch Kinderbücher. Im Zentrum stehen bei der Auswahl der Titel der Blick auf aktuelle Themen aus Gesellschaft, Politik, Umwelt und Wissenschaft, die Bücher sollen Neugier wecken, Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen – bei Jung und Alt.

Der Verlag hat ein eigenes Sozialprojekt gegründet, wer die Missionszentrale der Franziskaner unterstützen möchte, bestellt seine Bücher am besten direkt im Shop des Verlags.

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