Zum Titel
Die Erzählung „Das dritte Licht“ von Claire Keegan wurde bereits 2010 unter dem Titel "Foster" veröffentlicht und ist 2013 erstmals in deutscher Übersetzung im Steidl Verlag erschienen. Die vorliegende Ausgabe ist die Übersetzung der 2022 verändert erschienenen Neuauflage. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser umfasst das Buch 95 Seiten und ist ein Hardcover im Leineneinband mit Lesebändchen.
Zum Inhalt
Ein etwa 8 Jahre altes Mädchen erzählt von einem Sommer, in dem es zu Verwandten der Mutter gebracht wird. Ein neues Geschwisterchen soll bald geboren werden, nicht alle Kinder können ernährt und umsorgt werden. Die Kinsellas nehmen die Kleine bereitwillig auf und es folgt eine Zeit als Einzelkind, ohne Nöte und Sorgen. Doch eines Tages kommt der Brief von zu Hause, der das Ende der Ferien ankündigt.
Rezension
Es sind nicht immer die dicken Bücher, in denen man durch viele Seiten und Kapitel einen Bezug zu den Figuren aufbaut. Claire Keegan schafft es mühelos, dass man innerhalb von knapp 100 Seiten eine Protagonistin samt Nebenfiguren ins Herz schließt.
Vermutlich ist ein Grund dafür die verwendete Gegenwartsform, es lässt sich jedoch trotzdem nicht genau einordnen, wann die namenlose Erzählerin ihre Geschichte mitteilt, denn vom Gefühl her ist es ein Rückblick, gleich einer prägenden Erinnerung. Der Text lässt auf diese Art eine Distanz zu, dies passiert nicht jetzt, es war einmal.
Emotional hat mir das schmale Buch einiges zugemutet. In kürzester Zeit entstanden die authentischen Figuren vor meinem inneren Auge, kleine Beschreibungen hier und da sorgten für Herzenswärme. Es sind stille, zarte Töne, mit denen die Autorin eine Verbindung schafft.
Wie der Sommer auf dem Land für das Mädchen endet, möchte ich nicht vorwegnehmen, aber das Ende in all seinem Herzschmerz und seiner Hoffnung werde ich sicher noch lange mit mir herumtragen.
Ich schreibe es in den Titelinformationen, die Autorin hat den Text gegenüber der Erstausgabe überarbeitet. Welche Änderungen vorgenommen wurden, kann ich nicht sagen, da ich die ältere Ausgabe nicht gelesen habe. Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass „Das dritte Licht“ 2022 unter dem Titel “The Quiet Girl“ nah an der Erzählung verfilmt wurde.
Zum Verlag
Der Steidl Verlag ist ein unabhängiger Verlag mit Sitz in Göttingen. Gründer war 1969 Gerhard Steidl, in dessen Arbeit als Drucker und Gestalter die Wurzeln des eigenen Verlags liegen und der noch heute Geschäftsführer ist.
Ein Schwerpunkt des Programms lag von Beginn an auf internationalen Fotografen, auf dem Drucken von Plakaten und Postern. Hinzu kamen recht bald politische Sachbücher, Anfang der 80er dann die ersten Belletristik-Titel.
Die gestalterische Sorgfalt und die Papierauswahl sind bemerkenswert, jedes Druckerzeugnis ist hochwertig und ausgesucht. Der Verlag druckt natürlich selbst in Deutschland.
Comments