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  • AutorenbildJulia Moldenhauer

Spannend - Schnörkellos - Liebenswert



Zur Reihe


„Quendel“ ist eine Fantasy-Trilogie der Autorin und Illustratorin Caroline Ronnefeldt. Die Romane sind im Ueberreuter Verlag erschienen. Insgesamt haben sie einen Umfang von 1429 Seiten und sind alle Hardcover, deren Cover die Autorin selbst gestaltet hat.


Zu den Titeln


· „Quendel“

Der erste Band wurde 2018 veröffentlich und umfasst 446 Seiten.


· „Quendel – Windzeit, Wolfszeit“

Der zweite Band folgte 2019 mit einem Umfang von 474 Seiten.


· „Quendel – Über die Schattengrenze“

Dieses Buch schloss 2022 die Trilogie mit seinen 509 Seiten ab.



Zum Inhalt


Als sich der Quendel Bullrich Schattenbart zum Kartographieren der näheren Umgebung ein Stück in den nahegelegenen Wald wagt, um den sich unheimliche Geschichten ranken, kehrt er nicht zurück. Bei Einbruch der Dunkelheit machen sich seine Nachbarn Zwentibold, Hortensia, Karlmann und Odilio in Begleitung seines Katers auf die Suche nach ihm. Schon bald wird ihnen klar, etwas geht ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu. Zur selben Zeit verschwindet an anderer Stelle ein Junge im Schilf, als er seinem entlaufenen Hund folgen will. Auch hier sind Mächte am Werk, die seit langem lauern.


Jedes Jahr trifft das gesamte Hügelland Vorbereitungen, in den dunkelsten Nächten des Jahres die bösen Geister zu vertreiben. Doch ist nicht alles bloß Aberglaube, in den Nächten um die Wintersonnenwende sind die Grenzen zur Anderswelt durchlässig und man kann von hier nach dort wandern – aber auch umgekehrt. Während das Bäumelburger Maskenfest naht, versuchen der alte Pfiffer und seine Freunde, alle Clans zu warnen und rufen eine große Versammlung ein. Doch nur wenige glauben den Gruselgeschichten, die sie angeblich auf der Suche nach Bullrich erlebt haben, das Fest findet statt. Mit verheerenden Folgen.


Nachdem Dunkelheit und Chaos über das Hügelland hereingebrochen ist und ganze Familien verschwunden sind, schließen sich die wenigen übriggebliebenen Quendel zu einer verzweifelten letzten Reise zusammen. Jeder von ihnen hat große Verluste erlitten, doch sind vielleicht die Freunde und Verwandten nicht für allezeit verloren. Und so wagen sie gemeinsam den Schritt über die Schattengrenze in die Anderswelt, in der der Draugenfürst das Leben der Unholde, Monster und Geister in Dunkelheit und Verdammnis beenden will. Für seine Zwecke hat er die Winterkönigin der Quendel gefangen genommen, eine Lichtgestalt mit ungeahnten alten Verbindungen, die ihr Volk und alles, woran sie glaubt, verraten soll. Doch gute Geister wachen über sie und die, die zu ihrer Rettung aufgebrochen sind.



Rezension


Es gibt mittlerweile viele Reihen, zu denen Fantasyhungrige greifen können. Schon im frühen Jugendalter kann man fremde Welten entdecken, sei es Zamonien, Mittelerde, Alagaësia, die Tintenwelt oder Hogwarts. Und auch Erwachsene sind nie zu alt, um aus der Realität abzutauchen in Bücher, die von Zauber, Magie und Fabelwesen erzählen. Was braucht ein Fantasy-Epos also, um sich einzureihen in die großen Titel, die jeder kennt? Wie ebenso eine Welt erschaffen in die Lesende immer wieder zurückkehren und sich zu Hause fühlen? Und was braucht es, um sich einen Namen zu machen als AutorIn dieses Genres. Und da geht es schon los, denn wie viele AutorINNEN gibt es denn, die ein großes Werk der Fantasy veröffentlichen, das sich an die Zielgruppe junger Erwachsener und älter richtet? Mir fällt spontan nur eine Frau ein, die sich unsterblich gemacht hat, als sie 1968 den ersten Teil ihrer Erdsee-Saga veröffentlichte – Ursula K. LeGuin. Ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht. Ansonsten sind im Fantasygenre, wenn es nicht in die Romantik abdriften soll, fast ausschließlich männliche Autoren vertreten, die große Epen zu Papier gebracht haben. Wahnsinnig tolle Reihen, überhaupt keine Frage, und doch fragte ich mich, wie das kommt. Und dann las ich „Quendel“ und da ist sie, Carolin Ronnefeldt, eine deutsche Autorin, die das Gespür hat für die große Geschichte, für die Helden und Heldinnen, die eigentlich ganz gewöhnliche, nicht besonders starke und schöne Kämpferherzen sind, aber sich doch als Gemeinschaft mit Mut dem Bösen stellen. Und ich habe diese putzige Bande so gern begleitet.

Quendel sind eine tolle Daseinsform, sie haben tolle Charakter, sind liebenswert und treu und echte Leckermäulchen. Kulinarisch wird einem hier richtig was geboten. Irgendwie passt das Buch vom Setting und den Rezepten in die Herbst- und Winterzeit. Und schimpfen können sie, bei allen Quendeln der einstmals friedlichen Wälder! Fluchen und allerhand heilige Vorfahren beschwören, einfach großartig. Heiligster Hallimasch!

Die drei Bände um die dunkle Bedrohung des Hügellandes sind keine Kinderbücher. Laut Verlag werden sie ab einem Alter von 14 Jahren empfohlen und das sehe ich genauso. Die Handlung entspinnt sich schon ziemlich düster und angsteinflößend, teilweise kann man es gruselig nennen. Die Verbindung zum Totenreich und der Anderswelt mit ihren schaurigen Gestalten ist nichts für Kinder unter 12 Jahren. Die Sprache ist dem High-Fantasy-Genre angemessen, melodisch und verwoben, sie passt ins mittelalterliche Setting mit all dem bildhaften, altmodischen Klang. Teils geht es ein bisschen mit der Autorin durch, da wurde es mir der Floskeln zu viel, dann war der Moment wieder vorbei und es ging hochwertig und dennoch leicht lesbar weiter.

Die Handlung lässt sich leicht verfolgen, alles passiert zwar sich überschneidend, es bleibt aber übersichtlich und strukturiert. Trotz Ortswechsel (denn ständig gehen ja einer oder mehrere Quendel verloren) schafft die Autorin mit gekonnten Überleitungen und die Zusammenführung der Stränge. Dabei verzichtet auf Cliffhanger und Spannungsbögen, ganz ehrlich, das hatten die Bücher nicht nötig, sie sind einfach alle gleichbleibend gut. Ich muss sogar sagen, dass das Phänomen, dass letzte Teile von Trilogien manchmal halbherzig erscheinen, als müsste nun ein dritter Teil noch sein, hier nicht zutrifft. Im Gegenteil ist „Über die Schattengrenze“ sehr gut gelungen und ein schöner Abschluss der Reihe. Die Geschichte wurde vollständig erzählt, sie ist rund, ohne Längen oder Aufs und Abs im Erzählfluss.

Mit einer Sache hatte ich allerdings Schwierigkeiten, nämlich mit den Namen und Verwandtschaftsverhältnissen. Ich hätte mir im Anhang ein Personenregister gewünscht, denn die Quendel sprechen sich nicht einfach mit Vor- und Nachnamen an, sie haben auch verschiedene Spitznamen in Bezug auf ihre Herkunft und die sind sich teils ähnlich, teils kennt man sich dann einfach nicht aus. Im zweiten Band kam es dann, das Personenregister zu meiner Rettung! Was verwirrend war, im dritten Band fehlte es wieder. Musste ich mich nun auskennen? Leider nein, ich hätte gern immer nochmal nachgeschaut, dann hätte ich allerdings zwei Wälzer umhertragen müssen. Aber das ist eine Kleinigkeit und zeigt auch, wie vielzählig und ebenso vielseitig die fein gezeichneten Figuren in Caroline Ronnefeldts Romanen sind.

Ja, man kann jetzt schnell Vergleiche ziehen zu DER großen Trilogie und wenn ich suche, dann finde ich auch ganz viele Ähnlichkeiten, zu einem Werk, zu mehreren. Aber nein, es ist etwas ganz Eigenes und die Geschichte ist unvergleichlich, und Punkt.

„Quendel“ ist ein absolut beeindruckendes, in meinen Augen vollkommenes Fantasy-Meisterwerk einer deutschen Autorin, was für eine Freude!


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