Zum Titel
Der Roman „Deephaven“ von Sarah Orne Jewett wurde 1877 in Amerika unter dem gleichnamigen Titel veröffentlicht. Er wurde erstmalig aus dem Amerikanischen von Alexander Pechmann übersetzt und erschien 2022 im mare Verlag. Das Buch umfasst 219 Seiten und enthält ein Nachwort des Übersetzers.
Zur besonderen Ausstattung gehört ein farbiges Lesebändchen, zudem trägt das Buch einen bedruckten Leineneinband mit Bild des Künstlers Edward Henry Potthast und ist in einem hochwertigen Schuber zu Hause.
Das Buch habe ich mir im Frühjahr auf der Popup-Buchmesse in Leipzig am Stand des Verlages gekauft.
Zum Inhalt Die langjährigen Freundinnen Kate und Helen verbringen den Sommer in einem amerikanischen Küstenort, im Haus von Kates verstorbener Tante. Helen erzählt rückblickend die Erinnerungen, die die beiden jungen Frauen im Alter von 24 Jahren gesammelt haben und von den Bewohnern des Ortes Deephaven, der von der Außenwelt und ihren Einflüssen abgeschnitten scheint. Rezension Der Inhalt des Buches ist schnell zusammengefasst, es ist auch mit rund 200 Seiten ein schmales Buch, das Sarah Orne Jewett 1867 im Alter von 28 Jahren, zunächst in Etappen in einer Zeitschrift, veröffentlichte. Es war ihr Debütroman. Aber ich muss von vorn beginnen. Man hält dieses außergewöhnlich schöne und hochwertige Buch in der Hand - mit sandfarbenem Leineneinband, im Schuber, glattes Papier - und hat das Gefühl, mit diesem Buch habe man sich ein Geschenk gemacht. Dann beginnt man zu lesen und ist sogleich mit den jungen Frauen auf der Reise, ihre Vorfreude ist spürbar, auch ich sehnte mich direkt nach dem Meer. Und dann hört man es und sieht es und es sind Möwen da und der Wind braust einem durch die Haare. Die Stärke des Romans ist die entspannte Atmosphäre. Es ist weder sprachlich noch inhaltlich ein herausragender Roman, aber in seiner Schlichtheit lädt er zum Träumen ein. Die reduzierte Handlung, die ähnlich einem gemütlichen Spaziergang ist, lässt mich die Bewohner Deephavens nach und nach kennen lernen. Die Erzählerin Helen spricht die Leserinnen und Leser persönlich an, was mich zum Teil der Geschichte macht, das finde ich von der Autorin sehr gut gewählt, es wirkt vertraulich. Sarah Orne Jewett zeigt große Sympathie für die von ihr erdachten Charaktere, beschreibt ihre Eigenschaften und Marotten durchaus liebenswert und dennoch reflektiert, denn die Töchter aus gutem Hause, die sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen müssen, werden bei aller Leichtigkeit das eine oder andere Mal mit Not und Elend konfrontiert. Dies ist kein Klassiker über Liebe, Selbstbestimmung oder Ähnliches, es ist einfach ein herzerwärmender Roman über einen unvergesslichen Sommer im Leben zweier bester Freundinnen. Ihre Stimmung und ihr Lebensgefühl in diesem Moment ist mitreißend beschrieben, als seien sie wieder Kinder. Auch die Übersetzung möchte ich besonders hervorheben. Ich habe bereits einige Übersetzungen von Alexander Pechmann – der auch selbst Bücher schreibt - gelesen und auch diese scheint mir, ohne das Original zu kennen, wie die bisherigen wunderbar gelungen, nichts stört oder hört sich verstellt an. Ich freue mich immer sehr, wenn ich seinen Namen entdecke. Zum Verlag Der 1997 gegründete Hamburger Verlag publizierte zunächst die Zeitschrift "mare", die seitdem alle zwei Monate erscheint. Seit 2002 wurde das Programm auf Belletristik- und Sachbuch erweitert. Nun ist "Deephaven" nicht zufällig bei mare erschienen, denn der Name des Verlags bestimmt seit der Gründung das Programm. Das Meer steht auf ganz unterschiedliche Weise stets im Mittelpunkt aller Publikationen des mare Verlags, ob Roman, Bildband oder in der Zeitschrift. In aufwendiger, bibliophiler Ausstattung sind ganz besondere neu entdeckte und neu übersetzte Klassiker dabei. Jährlich werden etwa 18 Buchprodukte über Menschen und deren Verbindung zum Meer veröffentlicht, mit denen wir uns die Sehnsucht nach salziger Luft, aber auch eigene Erinnerungen nach Hause holen können.
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