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  • AutorenbildJulia Moldenhauer

Fantasievoll - Sprachverliebt - Gesellschaftskritisch



Zum Titel

 

Der Roman „Damnificados“ des Autors JJ Amaworo Wilson wurde 2016 erstmals im englischen Original veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe erschien 2020 unter demselben Titel im Verlag Edition Nautilus. Das Buch umfasst 319 Seiten und wurde von Conny Lösch übersetzt. Es ist ein Hardcover mit Schutzumschlag.

 

 

Zum Inhalt

 

Die Handlung spielt in einer nicht real existierenden Stadt, Favelada, möglicherweise in Südamerika. Hoffnungslose Menschen verschiedenster Herkunft versuchen, ein Zuhause zu finden. Sie sind Verdammte - Damnificados. Verbrecher, Drogensüchtige, Prostituierte, Abschaum, den niemand in seiner Nähe haben will, schmutzig, verstoßen und vertrieben. Sie kommen aus allen Winkeln der Erde und sind zu Hunderten unterwegs, Männer, Frauen, Kinder. Geführt werden sie von einem „Krüppel“, der sie zu einem leerstehenden Turm bringt. Auf 60 Stockwerke verteilt richten sie sich ein, bilden eine demokratische Stadt mit allem, was dazu gehört. Sie werden bald 2000 sein. Allerhand Widrigkeiten und Absurditäten widerfahren ihnen, doch sie halten zusammen. Denn einer ist wie der andere, alle sind gleich und alle haben nur einen Wunsch - an irgendeinen Ort zu gehören und dort sicher zu sein.

 

 

Rezension

 

Auch nach Jahren ist meine Begeisterung für dieses Buch ungebrochen, daher soll es nun, als eines meiner absoluten Lieblingsbücher, seinen Platz in meinem Blog bekommen.

Schon als ich es zum ersten Mal las, war ich sprachlos, wie unglaublich mitreißend und berührend und besonders dieses Buch ist. Es war damals ein Tipp meiner Buchhändlerin.

Damnificados ist das Debüt des in Deutschland geborenen anglo-amerikanisch-nigerianischen Autors JJ Amaworo Wilson. Was für ein Name, was für ein Titel. Die Sprachvirtuosität findet sich im Roman wieder, mit Worten und Sprache wird gespielt, sie nehmen eine wichtige Rolle ein.

Geschrieben ist der Roman in der Gegenwartsform und genau so fühlt es sich auch an, als ob es jetzt grade irgendwo auf der Welt passiert. Der Autor romantisiert, mythifiziert und phantastifiziert (ich muss eigens Worte erfinden) die Ereignisse und die einzigartigen Charaktere. Ein Albtraum, ein Wahnsinn, grausam und wunderschön. Man wird in die Geschichte hineingezogen, alles ist zum Anfassen echt. Und so unglaublich lustig! Der Humor und die Tiefe der Geschichte sprachen mich auf so vielseitige Weise an, ergeben ein rundes, großes Ganzes. Es ist pure Lesefreude.

„Damnificados“ wurde ausgezeichnet mit dem Literaturpreis für "Multicultural Fiction" und das beschreibt das Genre perfekt. Eigentlich ist es ein Märchen, gleichzeitig aber auch irgendwie eine wahre Geschichte. Das Hochhaus Torre David in Venezuela ist eine Bauruine, die tatsächlich fast identisch so aussieht, wie auf dem Cover abgebildet. Aus Not und Angst vor Kriminalität auf den Straßen und in den Slums von Caracas siedelten sich in dem halbfertigen Bauwerk mehr und mehr Menschen an, nicht etwa Obdachlose, vielmehr alleinstehende Krankenschwestern oder kleine Angestellte mit Jobs in der Innenstadt und ähnliche. Sie bildeten eine Gemeinschaft, zum Schluss waren es über 1000 Familien, bis der Turm geräumt und die Menschen umgesiedelt wurden, in ein eigenes, neu gegründetes Dorf.

NA GUT. Wilson ließ sich nur inspirieren von einer wahren Begebenheit rund um den "Torre de David" in Caracas. Aber ich möchte alles so glauben, wie es in dem Buch steht, einschließlich der Wunder, des zweiköpfigen Wolfes und der Riesenmosquitos - Südamerika, was weiß ich, was es da nicht alles gibt!

JJ Amaworo Wilson wollte eine Utopie erschaffen, er wollte zeigen: Seht her, wie es sein könnte, wenn alle gleich sind, es gibt für jeden einen Platz. Ein wunderbares Plädoyer für Menschlichkeit und Zusammenhalt und den Wert des Einzelnen in einer Gesellschaft. Ich habe gelacht, ich habe geweint, lest dieses Buch!

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