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  • AutorenbildJulia Moldenhauer

Kunstvoll - Bibliophil - Vielseitig



Zum Titel


Das Buch „Die Wunderkammer des Lesens“ ist eine Sammlung unterschiedlicher Texte und Grafiken, herausgegeben von Thomas Böhm. Veröffentlicht wurde es im Frühjahr 2023 im Verlag Das Kulturelle Gedächtnis. Es umfasst 319 Seiten, trägt ein Lesebändchen und auf der Oberseite einen lilafarbenen Buchschnitt. Es ist sowohl außen als auch innen aufwendig gestaltet.

Mein Blog wird in dem Buch namentlich erwähnt, das ist eine unglaublich große Ehre, vielen Dank!



Zum Inhalt


Es öffnet sich wahrhaftig eine Wunderkammer, während man durch dieses Schmuckstück blättert. Ähnlich einem Museum, bei dem man vor einigen Exponaten länger verweilt, andere zunächst nur streift und auf dem Rückweg genauer in Augenschein nimmt, verhält es sich hier. Man liest diese Sammlung nicht von Seite 1 bis 319 durch, man lässt sich vielmehr treiben und erfährt allerhand Kurioses. Welche Werke der Weltliteratur empfahl David Bowie? Wer hat sich unerlaubt Bücher aus der Bibliothek einer viellesenden Familie entliehen? Was ist ein Silent Book Club und welche Bücher befinden sich an Bord der ISS? Und wie redet man mit, obwohl man ein Buch nicht gelesen hat?



Rezension

Wo soll ich nur anfangen?

Ich bin nicht einfach Leserin zum Freizeitvergnügen, Buchhändlerin und Bloggerin, ich gehöre darüber hinaus zu der stetig wachsenden Gruppe von Bibliophilen. Wir BuchliebhaberInnen geraten richtiggehend aus dem Häuschen, wenn wir Bücher eines besonderen Kalibers in die Finger bekommen. So wie dieses.

Allein den Einband könnte ich seitenlang beschreiben, die Haptik, die kleinen Bildchen, man hat das Buch noch gar nicht aufgeschlagen und es gibt schon jede Menge zu entdecken. Das Cover gibt bereits einen Einblick in das Farbkonzept, die Gestaltung in den Komplementärfarben Gelb und Lila ist ein Fest für die Augen – und die Nase, denn es duftet herrlich nach frischem Druck. Auf jeder Seite sind kleine Illustrationen zu finden, die das Gelesene bereichern, zum Beispiel eine kleine Schreibtischlampe, die wichtige Abschnitte beleuchtet. Einfach zu schön, mit so viel Liebe zum Detail.

Obwohl der Inhalt eine bunte Mischung bietet, gibt das Inhaltsverzeichnis am Anfang einen guten Überblick. Insgesamt gibt es zwar keinerlei Struktur, die Absicht ist aber ja auch vielmehr, Abwechslung und Überraschungen zu bieten. Jeder Text ist unterschiedlich aufgemacht, auch mal im Querformat oder in unterschiedlicher Schriftart und -größe. Das Buch lädt zum Stöbern ein, versucht man, es von vorne nach hinten zu lesen, windet es sich und man muss am besten mittendrin weitermachen. Eine Anleitung zum Schnell-Lesen-Lernen hier, Augenyoga dort, nebenbei lernt man etwas über Literaturtheorien und bekommt Vorschläge zum Führen eines Lesetagebuchs. Es ist einfach alles drin, und noch viel mehr.

„Die Wunderkammer des Lesens“ ist für mich voller Highlights, jedes Kapitel ist auf seine Art einzigartig und doch haben mich natürlich einige besonders angesprochen, wie zum Beispiel die Geschichte von Hans Fallada über wandernde Bücher, die ich immer und immer wieder lesen könnte. Das ganze Konzept des Buches macht es für mich zu einem Herzensbuch, zu einem ganz besonderen Schatz in meiner über 1500 Bücher umfassenden Bibliothek. Ich schätze die Sorgfalt, den Ideenreichtum und die Qualität, die der Verlag in seine Bücher investiert und einfließen lässt, das macht das Lesen zum Erlebnis für die Sinne, zu einer großen Freude.

Ein Kapitel trägt den Titel „Deutschsprachige Literaturblogs“ und wer wie ich auf Bookstagram (eine Instagram-Bubble, in der es von morgens bis abends nur ums Lesen geht) rezensiert und diskutiert, der kennt den einen oder anderen Blog. Dass der Verlag uns Buchbloggern einen Platz in ihrer Wunderkammer einräumt und so unsere Bedeutung und unseren Stellenwert für die Literaturkritik anerkennt, finde ich einfach wunderbar. Genannt werden in dieser Liste große, bekannte Blogs, aber auch ganz kleine. Und auch ich. Ausgebucht. Ich stehe in einem Buch über die Liebe zur Literatur, die Liebe zu Büchern. Ich kann mir kein schöneres Lob vorstellen.



Zum Verlag


Der unabhängige Verlag Das Kulturelle Gedächtnis hat seinen Sitz in Berlin. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Vergessenheit geratene und von Vergessenheit bedrohte Werke neu aufzulegen. Die Überzeugung ist die, dass sich Zeiten und gesellschaftliche Gegebenheiten wiederholen und daher Texte aus der Vergangenheit erneut aktuell werden. Einzigartig dürfte sein, dass ein Kuratorium über die Texte entscheidet. Mit hohem Anspruch an die Qualität und Kunstfertigkeit erscheinen so 6-8 Titel pro Jahr, die ohne diesen Verlag Leserinnen und Lesern nicht mehr zur Verfügung stehen würden.

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