Kulinarisch – Mythisch – Horizonterweiternd
- Julia Moldenhauer
- 29. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Zum Titel
Der Roman „Butter Honig Schwein Brot“ von Francesca Ekwuyasi wurde 2020 erstmals unter dem Titel “Butter Honey Pig Bread“ veröffentlicht. Die vorliegende Ausgabe erschien 2024 im Interkontinental Verlag. Das Buch, es handelt sich um ein Hardcover ohne Schutzumschlag, umfasst 380 Seiten und wurde von Anna von Rath aus dem Englischen übersetzt.
Zum Inhalt
Die Zwillingsschwestern Kehinde und Taiye waren als Kinder untrennbar, doch die jungen Frauen haben seit nunmehr 10 Jahren kaum noch Kontakt. Aus Sorge um ihre Mutter Kambirinachi reisen beide nach Lagos, beladen mit Ängsten und Sehnsucht.
Rezension
Bei diesem Titel ist es kein Wunder, das ich das Buch lesen wollte, ich bin ja so ein Titel-Liebhaber. Und was für ein großes Glück es war, das mir „Butter Honig Schwein Brot“ auffiel.
Tatsächlich geht es in diesem Roman sehr viel um Essen. Um Kochen und Backen, um die Zutaten, Gerüche. Es geht auch um Kunst, um Malerei und Gestaltung, also viele expressive Dinge mit denen Menschen ihre Gefühle ausdrücken.
Im Interkontinental Verlag erscheinen Bücher von afrikanischen und afrodiasporischen Autorinnen und Autoren, wie auch Francesca Ekwuyasi eine ist. Sie wurde in Lagos in Nigeria geboren, wo ein Großteil ihres Debütromans spielt.
Ich war noch nie in Nigeria oder überhaupt in Afrika, habe kaum Kontakt zu afrikanischen Menschen und eine handvoll afrikanische Gerichte in meinem Leben probiert. Das muss sich ändern! Zunächst literarisch, denn die Autorin bringt ihren Leserinnen und Lesern den nigerianischen Glaube, die Kultur, Kulinarik, die Geisterwelt, Klima und Sprachklang (mithilfe der sehr gelungenen Übersetzung von Anna von Rath) näher. Ich wurde massiv horizonterweitert, auch was einige queere Themen angeht.
Ich kann schwer beschreiben, was den Zauber ausgemacht hat, der mich das Buch – einmal begonnen – in jeder freien Minute in seinen Bann zog und warum ich jede der fast 400 Seiten genossen habe. Den größten Teil tragen sicher die wundervollen Hauptfiguren bei, denn es ist im Kern eine Familiengeschichte um Kambirinachi, von ihrer Geburt (und eigentlich noch davor) an und ihren Töchter Taiye und Kehinde, die zu begleiten ein großes Glück war. Immer wieder wechselt die Perspektive, ich war mit Kehinde in Kanada, mit Taiye in Paris und mit Kambirinachi in London und erfahre ganz aus der Nähe von ihren Sehnsüchten, ihrer Trauer und ihrer Liebe. Und Liebe gibt es ganz viel in diesem Buch. Liebe zu Frauen, zu Männern, zu den Kindern, den Eltern und unter Geschwistern.
Ich könnte nicht sagen, welche der Frauen DIE Hauptfigur wäre, denn eine macht wiederum eine andere aus, alle drei nehmen Einfluss und sind mir unglaublich ans Herz gewachsen. Man wünscht Kehinde, dass sie die Vergangenheit hinter sich lassen kann, man wünscht Taiye die große Liebe, bei der sie sich endlich angekommen fühlt und Kambirinachi… ja, was habe ich ihr gewünscht? Vielleicht genau das, was sie am Ende des Buches findet.
Die Verletzlichkeit der Charaktere hat mich berührt, die erhoffte Versöhnung der beiden Schwestern erzeugte Spannung, die Sprachmelodie verzauberte mich, die Mythen und der Glaube der Yoruba hat mich gebannt. Ein rundum großartiges und bewegendes Buch, das auf so vielen Ebenen glücklich macht. Und hungrig.
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